In Deutschland ist Pinsa romana noch ein Insider-Thema
Die Italiener fliegen schon lange drauf, im kulinarisch nicht ganz so getunten Deutschland ist die Pinsa romana hingegen noch ein Insider-Thema. Aber es könnte sich bald etwas ändern an der Pizza-Dominanz im Land. Noch sind die Pinserie, wie die Tempel des höchsten
Fladengenusses analog zur Pizzeria heißen, rar und in großen Abständen übers Teutonenland verstreut (sogar in der Trendhauptstadt Berlin existieren nur zwei davon), aber wenn Läden wie das schnuckelige Steh- und Takeaway-Lokal „Pinsa…Si“ Schule machen, könnte Pinsas jüngere, weltberühmte Schwester Pizza bald um ihre Vorherrschaft bangen. Nicht von ungefähr haben Angela und Claudio die Devise „Tschüss Pizza, hallo Pinsa!“ ausgegeben.Obwohl sich Pizza und und Pinsa auf den ersten Blick beinahe wie Zwillinge ähneln, gibt es doch einen gewaltigen Unterschied: Der Teig der Pinsa wird zwar auch aus Mehl, Wasser und Hefe geknetet, er setzt sich jedoch anders zusammen und durchläuft eine wesentlich aufwendigere Produktionsprozedur.
Pinsa romana: kross und fluffig zugleich
Weizenmehl plus Reismehl plus Sojamehl. Halt, werden Sie sagen, die Römer kannten doch noch gar kein Soja! Und Recht haben Sie. Wahrscheinlich kneteten die Togenonkels damals Dinkel oder ähnliches Pudriges mit hinein. Jedenfalls sind die drei „Mehlgetiere“ aus dem modernen Pinsaland die Basis für Genuss im Stil der Zeit: Fluffig und knusprig zugleich, quasi die Mahlzeit gewordene Leichtigkeit des Seins.
Pinsa-Teig bekommt viel Zeit zum Gehen
Apropos Zeit: von der braucht es eine ganze Menge für eine Pinsa der Super-duper-Extraklasse. Satte 72 Stunden lang kann die Naturhefe with a little help from her friends, dem glasklaren Wasser und den drei Mehlen nämlich, ihr einzigartiges Werk vollbringen und einen sensationellen Teig erzeugen, der von Gärgasen aufgebläht wird wie unser Omma ihr Darm nach drei Tellern Linsen.
Pinsa ist bekömmlicher als Pizza
Die lange Gehzeit des Teigs macht den Fladen bekömmlicher, und nach Hefe – wie oft bei Pizza festzustellen – schmeckt er auch nicht mehr. Hinzu kommt: „Wolke sieben“ wird bei 300 Grad Höllenhitze (z. B. im 26 000 Euro teuren Rinaldi-Superforno bei „Pinsa…Si“) vorgebacken, was ein Durchsuppen der anschließend liebevoll auf der Pinsa angerichteten Beläge wie Mangold mit Pinienkernen, Cima di rapa und Salsiccia oder einfach des Margherita-Klassikers aus Tomaten, Mozzarella und Basilikum verhindert und sie einmal mehr zum Luftikus unter den Fladen macht. Sagt jedenfalls Angela Palermo. Und die sollte es wissen. Denn Pinsa ist für sie alles: Liebe, Leidenschaft und Hochgenuss.
Pinsa romana: der Teig ist ein echtes Sensibelchen
Ach ja: Die nach drei Tagen zur Höchstform aufgelaufenen Teigbollen dürfen vor dem Backen nur noch mit Glacéhandschuhen angefasst werden. Was, wörtlich genommen, Unsinn ist, welcher Pinsaiolo trägt schon edle Handschuhe. Gemeint ist natürlich die zärtliche und fingerfertige Formung zur Teigwolke, wie sie Pinsa-Fans lieben.
Zum Schluss wird nur leicht gratiniert
Nach dem Belegen (Gemüse mit längerer Garzeit wie Mangold, Stängelkohl, Artischocken etc. werden sinnvollerweise vorgegart) verschwindet die Pinsa romana dann ein letztes Mal in der Gluthitze des Ofens, bevor sie – nur dezent gratiniert mit fein zerlaufenem Büffelmozzarella, frischer Burrata und was der Bäcker mit seinen flinken „Pinsaistenfingern“ sonst noch daraufgelegt hat – genüsslich in den Rachen geschoben werden kann.
Neuheit!Pinsa Nera al Carbone Vegetale
Um dieses köstliche Produkt zu erhalten, wird heute tatsächlich pflanzliche Holzkohle verwendet. Aktivkohle, die neben der Färbung des schwarzen Teigs viele Eigenschaften aufweist: Sie hilft, den Cholesterinspiegel niedrig zu halten und den Darmtransit zu regulieren. Tatsächlich hält Aktivkohle die Gase zurück, die durch die Fermentation von Nahrungsmitteln in unserem Magen entstehen, wodurch diese störenden Schwellungen vermieden werden, und es ist auch möglich, sie für glutenfreie Pinsas zu verwenden.